Ob auf Instagram, TikTok oder Twitter – immer mehr Menschen zeigen sich derzeit als Miniaturpuppen. Mit Hilfe generativer KI-Tools wie ChatGPT oder Copilot entstehen digitale Actionfiguren von Nutzerinnen und Nutzern selbst. Doch hinter dem scheinbar harmlosen Trend stecken große Fragen – zu Datenschutz, Urheberrecht und Umweltauswirkungen.
Ein KI-Trend geht viral
Der aktuelle „AI Doll Generator“-Trend bringt Nutzer dazu, sich selbst in Puppenform nachzubauen – inklusive personalisierter Verpackung, inspiriert von ikonischen Spielzeugen wie Barbie oder Action Man. Alles, was es dafür braucht: ein Foto, eine Textanweisung und ein KI-Tool wie ChatGPT. Innerhalb weniger Sekunden liefert die KI eine Abbildung im gewünschten Stil – etwa mit Uniform, Büro-Outfit oder stylischer Freizeitkleidung.
Besonders beliebt ist es, die eigene Miniaturfigur mit Namen, Beruf und witzigen Accessoires zu versehen. Auch Marken wie Royal Mail oder das Kosmetiklabel Mario Badescu haben sich dem Trend angeschlossen und ihre eigenen Versionen online gestellt.
Schnell, kreativ, fehlbar
Was den Trend so erfolgreich macht, ist die Einfachheit. Die KI generiert mit wenigen Angaben eine ansprechende Visualisierung. Doch wie bei vielen generativen Modellen treten auch hier typische Fehler auf: Gesichter wirken verzerrt, Körperproportionen stimmen nicht oder das Outfit passt nicht zum Wunschbild. Viele teilen ihre „Missgeschicke“ selbstironisch online – der Humor gehört zur Inszenierung dazu.
Kritik an Energieverbrauch und Datenethik
Hinter der verspielten Oberfläche steht allerdings auch scharfe Kritik. So warnt Professorin Gina Neff von der Queen Mary University in London vor den ökologischen Folgen des Trends. KI-Systeme wie ChatGPT würden riesige Mengen an Energie verbrauchen. „Die Rechenzentren hinter dieser Technologie nutzen mehr Strom pro Jahr als 117 Länder“, erklärt sie gegenüber der BBC.
Tech-Journalist Lance Ulanoff formuliert es mit einem Augenzwinkern: „Bei uns zu Hause sagen wir: Jedes dieser AI-Memes kostet einen Baum.“
Neben Umweltfragen stehen auch Urheberrecht und Datenschutz in der Kritik. Die Bilder werden auf Basis gigantischer Datenmengen erstellt – oft mit urheberrechtlich geschütztem Material, ohne dass Künstler dafür entlohnt werden. Für Neff ist klar: „Die Barbie-Version von ChatGPT ist eine dreifache Bedrohung für unsere Privatsphäre, unsere Kultur und unseren Planeten.“
Wie weiter mit KI-Trends?
Jasmine Enberg, Social-Media-Analystin bei eMarketer, sieht in der Entwicklung nicht nur Risiken, sondern auch neue Dynamik: „Generative KI macht es einfacher denn je, bei Trends mitzumachen. Aber das kann auch dazu führen, dass sich die Leute schneller daran sattsehen.“
Jo Bromilow von der PR-Agentur MSL UK fordert mehr Verantwortungsbewusstsein: „Ein niedliches Ergebnis mag verlockend sein, aber wir müssen uns fragen: Ist es das wirklich wert?“
Fazit: KI-Spielerei mit Nebenwirkungen
Der Puppentrend mag auf den ersten Blick harmlos wirken – er ist kreativ, lustig und spricht den Spieltrieb an. Doch er zeigt auch, wie allgegenwärtig und mächtig KI mittlerweile ist. Und wie dringend es ist, klare ethische und ökologische Leitlinien für ihren Einsatz zu entwickeln.
Denn je mehr wir spielen, desto ernsthafter müssen wir darüber nachdenken, was diese Spiele kosten – für Umwelt, Kreativbranche und digitale Gesellschaft.